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Kiel - Nur jeder fünfte Krisenmanager (m/w/d) verfügte während der Corona-Pandemie über mehr Budget und Personal. Gleichzeitig haben Behörden ihre Krisenstäbe besonders stark aufgestockt. Jede dritte Organisation blieb von Krisenfällen jenseits von Corona ganz verschont. Technische Havarien führten die Liste der Krisenfälle an. Die Beratereinbindung ging in jeder neunten Organisation zurück. Zwei von drei Organisationen haben mittlerweile Krisenbeauftragte benannt. Jede vierte Organisation bewältigte Krisenfälle ganz ohne externe Unterstützung.
Das sind einige Ergebnisse der Krisenpräventionsumfrage 2021, die das Krisennavigator – Institut für Krisenforschung, ein Spin-Off der Universität Kiel, durchgeführt hat. Teilgenommen haben Pressesprecher (m/w/d) und Krisenmanager aus 63 Institutionen in der D-A-CH-Region. Sie kommen aus Unternehmen (59 Prozent), Verbänden (22 Prozent) und öffentlichen Einrichtungen (19 Prozent) und gewährten Einblicke in ihre Arbeit im ersten Jahr der Corona-Pandemie.
Mehr als die Hälfte der Krisenmanager nutzten kollaborative Tools wie Webex und Teams
Zwei Drittel der Befragten haben im Referenzjahr 2020 mindestens einen Krisenfall jenseits von Corona bei ihrem Arbeitgeber erlebt (69 Prozent). Hierbei dominierten technische Vorfälle wie Cyberangriffe oder Brände (30 Prozent) leicht gegenüber menschenbezogenen Ereignissen wie Unfällen oder Todesfällen (29 Prozent). Pressesprecher in Unternehmen mussten nur etwa halb so oft Medienskandale bewältigen (16 Prozent) wie ihre Kollegen in Behörden (33 Prozent) und Verbänden (36 Prozent).
Feste Bestandteile des "Instrumentenkastens" der Krisenmanager sind Krisenstäbe (76 Prozent) und Krisenbeauftragte (62 Prozent). Erstaunlich gut angenommen wurden auch kollaborative Tools wie Webex und Teams (59 Prozent). Leicht rückläufig war dagegen der Einsatz von Krisenübungen (40 Prozent) und Krisenaudits (24 Prozent). Möglicherweise hat die Corona-Pandemie mit Homeoffice-Regelungen und Kontaktbeschränkungen diese eher kontaktintensiven Tools etwas zurückgedrängt.
Jeder fünfte Krisenmanager verfügte während der Corona-Pandemie über mehr Budget und Personal
Im Durchschnitt riefen die befragten Organisationen 5,1 Fachabteilungen in ihren Krisenstäben zusammen. Insbesondere auf Kommunikationsverantwortliche (94 Prozent) und Mitglieder der Geschäftsführung bzw. Amtsleitung (89 Prozent) wollte kaum ein Krisenstab verzichten. Jeder dritte Krisenstab (33 Prozent) vertraute zusätzlich auf die Unterstützung durch externe Berater. Deren Einsatz hat sich im Zwei-Jahres-Vergleich allerdings fast halbiert (2019: 60 Prozent).
Erstaunlich wenig Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf den Arbeitsplatz der Krisenmanager. Abgesehen von der deutlich zugenommenen Nutzung digitaler Angebote (90 Prozent der Befragten), berichtete lediglich jeder fünfte Befragte von mehr Budget (22 Prozent) oder mehr Personal (17 Prozent) für das Krisenmanagement. In jeder achten Organisation (13 Prozent) sind mittlerweile Personalthemen wie ein geplanter Stellenabbau auf der Agenda der Krisenkommunikation gelandet.
Die Sorgen vor mehr Hackerangriffen, Shitstorms und Blackouts verdrängten mögliche Folgen des Klimawandels
Als weitgehend unverändert bewertete jeder zweite Befragte die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren während der Corona-Pandemie. Lediglich jeder zehnte Krisenmanager berichtete – beispielsweise im Lichte der Kurzarbeit – von einer verschlechterten Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat (10 Prozent). Deutlich verbessert hat sich dagegen während der Pandemie bei zwei von drei Befragten die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern (67 Prozent) – trotz Homeoffice.
Beim Blick in die Zukunft erwartet etwa jeder zweite Befragte eine weiter steigende Komplexität bei der Krisenbewältigung (59 Prozent). Größte Herausforderung bleibt die zunehmende Digitalisierung im Krisenmanagement (78 Prozent). Wenig verwunderlich stehen daher auch die Risiken der Digitalisierung – wie Datenintegritätsverletzungen und Hackerangriffe (62 Prozent), Shitstorms und Online-Proteste (59 Prozent) sowie Blackouts und IT-Ausfälle (54 Prozent) – an der Spitze der erwarteten Krisenursachen der Zukunft.
Die Langfassung der Krisenpräventionsumfrage 2021 (22 Seiten) ist in der Reihe "Arbeitspapier Krisennavigator" (ISSN 1610-1855) erschienen. Eine Kurzfassung kann unter www.krisenstatistik.de abgerufen werden.
Abdruck honorarfrei. Belegexemplar erbeten.
Infografiken zur Krisenpräventionsumfrage 2021
(honorarfrei nur für Presseveröffentlichungen)
Download "Die häufigsten Krisenursachen" (.jpg)
Download "Instrumentenkasten der Krisenmanager" (.jpg)
Download "Veränderungen der Krisenorganisation während der Corona-Pandemie" (.jpg)
Frank Roselieb (geschäftsführender Direktor)
Krisennavigator - Institut für Krisenforschung
Ein Spin-Off der Universität Kiel
Schauenburgerstraße 116
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Erstveröffentlichung im Krisennavigator (ISSN 1619-2389):
24. Jahrgang (2021), Ausgabe 5 (Mai)
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Letzte Aktualisierung: Freitag, 15. November 2024
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