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KRISENMAGAZIN | |
Zeitschrift für Krisenmanagement, Krisenkommunikation und Krisentraining | ISSN 1867-7541 www.krisenmagazin.de |
Im Zuge einer außergewöhnlichen Hochwasserlage überflutet die Ruhr weite Teile des Bochumer Südens. Nach einer Havarie im belgischen Kernkraftwerk Tihange westlich von Lüttich treibt eine radioaktive Wolke auf das Bochumer Stadtgebiet zu. Durch einen längerfristigen Stromausfall im Ruhrgebiet geraten dutzende Heimdialyse- und Heimbeatmungspatienten in Bochum in akute Lebensgefahr. Szenarien wie diese durchdenkt Mario Reuther. Der Referatsleiter für Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz der Stadt Bochum bereitet die 375.000-Einwohner-Stadt auf außergewöhnliche Ereignisse vor. Im Gespräch mit dem Krisenmagazin gibt das Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Krisenmanagement e.V. (DGfKM) Einblicke in seinen Arbeitsalltag als kommunaler Krisenmanager.
Krisenmagazin: Mit mehr als fünf Millionen Menschen auf nur gut 4.400 Quadratkilometern gehört das Ruhrgebiet zu den am dichtesten besiedelten Ballungsräumen in Europa. Mittendrin liegt Bochum. Wie will die Stadt den Schutz und die Versorgung so vieler Menschen auf so kleinem Raum im Ernstfall sicherstellen?
Mario Reuther: Auf diese Herausforderungen hat die Stadt Bochum im Jahr 2017 mit der Gründung der Stabstelle Kommunales Krisenmanagement reagiert. Im Jahr 2024 ist diese zum Referat für Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz aufgewachsen. Damit möchten wir u.a. die Reaktionszeit auf Krisen- und Katastrophensituationen so kurz wie möglich halten, eine effizientere Zusammenarbeit aller Beteiligten - insbesondere der Hilfsorganisationen – sicherstellen sowie den Selbstschutz und die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung stärken. Gemeinsam mit der Stadt Leverkusen und dem Märkischen Kreis haben wir außerdem das Konzept des "Krisen-Informations-Ersthilfe-Zentrums" (KIEZ) erarbeitet. Es soll der Bochumer Bevölkerung in unterschiedlichen Szenarien als Erstanlaufstelle dienen. Die KIEZ befinden sich in Schulgebäuden und bieten im Ereignisfall u.a. Möglichkeiten zur Notrufabgabe und medizinischen Erstversorgung, zur Information der Bevölkerung sowie Trinkwassernotversorgung und fungieren auch als mobile Polizeiwache.
Krisenmagazin: Früher hatten kreisfreie Städte wie Bochum ein Amt für Bevölkerungsschutz. Heute ist begrifflich das Krisenmanagement hinzugekommen. Das klingt nach mehr als "nur" Katastrophen- und Zivilschutzmanagement. Wo beginnt und wo endet Ihre neue Zuständigkeit?
Mario Reuther: Es gibt keine wirkliche Abgrenzung. Nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Ende der Sowjetunion wurde der Bereich Bevölkerungsschutz in Deutschland sehr stark reduziert. Die damals vorhandenen Strukturen wurden in weiten Teilen oder ganz zurückgebaut und damalige Planungen nicht mehr weiterverfolgt. Die veränderte geopolitische Lage, das Pandemie-Geschehen und zunehmende Klimaprobleme haben dazu geführt, dass die Bereiche Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz wieder in den Vordergrund gerückt sind. Effektives Krisenmanagement, Katastrophenschutz und Zivilschutz sind dabei eng miteinander verbunden sind. Sie ergänzen sich - sowohl in ihrer Zielsetzung als auch in den Maßnahmen zur Bewältigung von Krisensituationen.
Krisenmagazin: Ganz ohne die Mithilfe der Bevölkerung wird es auch in Bochum nicht funktionieren. Trotzdem sind Krisen- und Katastrophenfälle weiterhin die Ausnahme. Wie sensibilisieren Sie die Bochumer Bevölkerung für Sirenensignale, Notvorräte und das richtige Verhalten im Ernstfall, wenn lange Zeit nichts passiert?
Mario Reuther: Auch wenn Krisen- und Katastrophenfälle hoffentlich die Ausnahme bleiben, kommt der Bevölkerung eine wichtige Rolle zu. Egal ob eine Energiemangellage oder die zivile Verteidigung - die Abarbeitung solcher Ereignisse kann nur mit Unterstützung der Bevölkerung gelingen. Um die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung auszubauen und deren Einbindung in den Bevölkerungsschutz voranzutreiben, setzen wir auf unterschiedliche Formate. Das Spektrum reicht von Aufklärungsarbeit vor Ort im Rahmen von Sicherheitstagen und Stadtteilfesten, über die Kampagnen "S!cher in Bochum" in den sozialen Medien und "#besserbereit" des Regionalverbands Ruhr bis hin zur intensiven Einbindung der Hilfsorganisationen als wichtige Multiplikatoren.
© 2025 Krisennavigator. Alle Rechte vorbehalten.
Stand der Informationen: 30. Mai 2025.
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